Hangrutsch Hinterrumpf

Wattwil

Facts & Daten

Bauherr Gemeinde Wattwil
Projektleitung Schällibaum AG - Moritz Daubenberger, Ingenieurleistungen
Schällibaum AG - Gebhard Merk, Geomatikleistungen
Ausführung 2017
Baukosten CHF 400'000
Leistungen Ingenieurleistungen Naturgefahren, Hangstabilisierung, Strassenbau
Geomatikleistungen Geo-Monitoring, Überwachungsmessung
Projektierung inkl. Ausführung
   

Projektbeschrieb

Ausgangslage
Anfangs März 2017 ereignete sich im Gebiet Rumpf in Wattwil ein Hangrutsch, der in kürzester Zeit zu massiven Verschiebungen im Hang und an der Rumpfstrasse von bis zu 10 m und mehr führte. Zu Beginn des Rutschereignisses zeigten sich Rutschbewegungen von mehreren Metern pro Stunde. Die Strasse wurde im zentralen Rutschbereich auf einer Länge von ca. 60 m komplett zerstört. Der tieferliegende Feldbach wurde leicht aufgestaut. Die Gesamtfläche der Rutschung umfasste ca. 11’000 m2 Waldfläche, Wiesland und Strassenfläche. Die Kubatur der Rutschmasse betrug ca. 100‘000 m3. Auch in den Folgetagen zeigten sich immer noch sehr grosse, aber langsam abnehmende Bewegungsgeschwindigkeiten. Im oberen Bereich des Rutschhangs wurde eine massive Vernässung grösserer Flächen festgestellt. Beide hangwärts verlaufenden primären Anrisse waren wasserführend, der westliche Anriss der sich bei der Rumpfstrasse als bis 8 m tiefer und 4 m breiter Graben zeigte, sogar stark. Im zentralen Bereich der Rutschmasse blieben die Bäume aufgrund der Tiefgründig keit der Rutschung praktisch senkrecht, umgekippte oder schiefgestellte Bäume fanden sich insbesondere im untersten Bereich der Rutschung sowie im Bereich der seitlichen Anrisskanten.

Überwachungsmessungen
Unmittelbar nach Beobachtung der ersten Bewegungen wurden Spezialisten aufgeboten, um eine erste Beurteilung der Situation vorzunehmen und entsprechende Massnahmen zu definieren. Die Rutschung wurde durch die Firma Schällibaum mittels GPS-Vermessung und Drohnenflüge überwacht und dokumentiert. Dazu wurden einerseits einzelne Messpunkte fest im Boden verankert und anderseits mittels Luftbildaufnahmen eines Photo-Kopters flächenhafte Deformationsmessungen durchgeführt. Für die terrestrischen Messungen wurde eigens ein Fixpunktnetz ausserhalb des gefährdeten Gebietes in stabiler Zone eingerichtet. Das Fixpunktnetz sowie die Überwachungspunkte wurden dann mittels GNSS- und Tachymetrieverfahren bestimmt. Die Messungen wurden regelmässig in mehreren Zeitabschnitten ausgeführt. Aus den Luftbildern der jeweiligen Epochenflüge erstellte die Firma Schällibaum grossräumige 3D-Geländemodelle und Orthophotos um das Ausmass der Deformationen zu analysieren. 

Bauliche Massnahmen
Als bauliche Sofortmassnahme wurde umgehend mittels Schreitbagger der Feldbach freigelegt. Um den Rutschhang zu entlasten, wurden zudem Rodungen einzelner Bäume vorgenommen. Gleichzeitig wurde die Planung der Hangdrainage in Angriff genommen. Dazu wurden entlang den Anrissen 3 bis 4 m tief liegende Drainageleitungen in Form von Sickergräben angeordnet. Diese wurden ohne fixe Drainagerohre, nur mit Geotextil und Sickerkies ausgeführt, um eine allfällige Beeinträchtigung der Drainagewirkung infolge weiterer Bewegungen des Hanges zu verhindern. Zur Ableitung der verschiedenen einzelnen Wasseraufstösse im Hang wurden weitere Drainagegräben hangparallel, quer zum Hang und diagonal ausgeführt und an die Hauptdrainagen angeschlossen. Diese Arbeiten wurden mithilfe eines Helikopters umgesetzt und konnten bis Ende März fertiggestellt werden. Die Massnahmen zeigten die erwünschte Wirkung, die Bewegungen beruhigten sich. Bereits Mitte März wurde die Rumpfstrasse mittels eines Provisoriums wieder passierbar. In den Monaten Mai, Juni erfolgten die Geländemodellierung des Hangs, wozu das im Rahmen der Drainagemassnahmen ausgehobene Geländematerial verwendet wurde, sowie die Instandstellung der Rumpfstrasse. 

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